ITIL 4
Was ist ITIL 4?
ITIL 4 stellt ein flexibel einsetzbares Fundament für Organisationen bereit, die beim Managen von Services auf eine Kombination verschiedener Frameworks und Methoden setzen. ITIL 4 beschreibt Wege, wie Unternehmen die Herausforderungen durch neue Technologien und digitale Services meistern können.
Der Start dieser neuen ITIL-Version ist für das erste Quartal 2019 geplant. Es handelt sich um die erste umfangreiche Überarbeitung des ITIL-Frameworks seit 2011, mit der vor allem auf die neuesten Trends aus den Bereichen Software-Entwicklung und IT-Betrieb eingegangen werden soll.
Anmerkung: Die Version ITIL® 4 befindet sich zurzeit in Entwicklung, und die genauen Inhalte sind noch vertraulich. Dieser Artikel basiert auf öffentlich verfügbaren Informationen von der AXELOS-Website und weiteren Quellen. [1]
Der Zeitplan für ITIL 4
Der offizielle Start von ITIL 4 erfolgt mit der Veröffentlichung von ITIL 4 Foundation im ersten Quartal 2019. Von diesem Zeitpunkt an können akkreditierte Schulungs-Anbieter auch Kurse und Zertifizierungs-Prüfungen zu ITIL 4 anbieten.
Weitere Publikationen und Kurse mit detaillierteren Inhalten sind für das zweite Halbjahr 2019 und später geplant.
Was ist neu in ITIL 4?
ITIL 4 erweitert die vorhergehenden ITIL-Versionen und nimmt eine ganzheitlichere Sicht ein.
- Die Dokumentation wurde vollständig überarbeitet und gestrafft, um die Lesbarkeit zu verbessern. In diesem Zusammenhang wurden viele praktische Beispiele eingefügt.
- Der Schwerpunkt von ITIL 4 liegt auf den Prinzipien, Konzepten und Methoden des Service-Managements. Die strikte Fokussierung auf Prozesse wurde aufgegeben, so dass Service-Providern mehr Entscheidungs-Spielraum bei der Entwicklung von maßgeschneiderten Prozessen eingeräumt wird, die für die Organisation funktionieren.
- ITIL 4 enthält Empfehlungen zur Anwendung von Philosophien wie Agile, DevOps und Lean im Service-Management und berücksichtigt damit die neuesten Trends in den Bereichen Software-Entwicklung und IT-Betrieb.
- Insbesondere wird den Anwendern in ITIL 4 nahegelegt, auf Einfachheit und Pragmatismus zu setzen: Dabei steht im Vordergrund, Mehrwert für die Kunden zu schaffen und die kundenseitig erwünschten Ergebnisse zu erzielen. Möglicherweise ist dies eine Reaktion darauf, dass in der Vergangenheit zu viele Organisationen versucht haben, ITIL buchstabengetreu auf Grundlage der Literatur zu implementieren - mit einem komplexen Geflecht aus 26 Prozessen. Der Schluss liegt nahe, dass ITIL 4 Organisationen dabei unterstützen möchte, flexible und passgenaue Betriebsmodelle zu definieren. Damit liegt die neue ITIL-Version auf einer Linie mit VeriSM, einer neueren Methode für das Service-Management.
Viele Autoren von ITIL 4 waren gleichzeitig an der Aktualisierung von ISO 20000 beteiligt, dem internationalen Standard für Service-Management. ITIL 4 ist darum gut mit den Anforderungen der neuesten Ausgabe von ISO 20000 aus dem Jahre 2018 abgestimmt.
Nicht zuletzt wird nun auch Wert darauf gelegt, dass es sich bei ITIL 4 um ein "Framework für Service-Management" handelt - und nicht allein für "IT-Service-Management". Dies entspricht dem zunehmenden Trend, Service-Management Best-Practices im Bereich von Enterprise- und Business-Services anzuwenden.
ITIL 4 und ITIL V3: Welche Unterschiede gibt es?
In ITIL 4 geht es nicht um die Einführung grundlegend neuer Ideen für das Service-Management. Das bewährte ITIL-Framework soll nicht ersetzt, sondern erweitert werden. Im Grunde enthalten ITIL 4 und ITIL V3 Empfehlungen, die auf denselben Prinzipien beruhen - aber die neue Version 4 verfolgt einen anderen Ansatz zur Darstellung dieser Empfehlungen.
ITIL V3 enthält detaillierte Beschreibungen von 26 Service-Management-Prozessen, die als Service-Lifecycle angeordnet sind:
- Service Strategy (Servicestrategie)
- Service Design
- Service Transition (Serviceüberführung)
- Service Operation (Servicebetrieb)
- Continual Service Improvement (Kontinuierliche Serviceverbesserung)
Diese Prozessbeschreibungen verlieren nicht ihre Gültigkeit.
Mit ITIL 4 kommen neue Inhalte hinzu, um sicherzustellen, dass die Anwender die wichtigen Prinzipien und Konzepte im Service-Management besser verstehen. Zentrale Begriffe sind hier z. B. "Mehrwert" und "erwünschte Ergebnisse aus Kundensicht".
ITIL 4 enthält auch Ratschläge zur Integration von ITIL mit anderen Frameworks und Methoden, wie z. B. DevOps, Lean und Agile.
Gibt es ITIL 4-Prozesse?
Die erste Publikation zu ITIL 4 ("ITIL 4 Foundation" - erwartet im ersten Quartal 2019) erläutert die zentralen Konzepte in ITIL 4. Mit diesen Inhalten wird die Reihe der ITIL V3- bzw. ITIL 2011-Bücher (Service Strategy, Service Design, Service Transition, Service Operation und Continual Service Improvement) nicht ersetzt, so dass die in ITIL V3 definierten Prozesse noch für längere Zeit gültig bleiben.
Weitere Veröffentlichungen mit detaillierteren Inhalten sind für die zweite Hälfte des Jahres 2019 und danach angekündigt; es ist aber nicht klar, ob darin Leitlinien speziell für Service-Management-Prozesse enthalten sein werden. Im Allgemeinen geht es bei ITIL 4 vorrangig um Prinzipien, Konzepte und Methoden, und weniger um Prozesse.
Es ist also durchaus möglich, dass die detaillierten Prozessbeschreibungen in den ITIL V3-Büchern auf längere Sicht die einzigen spezifischen Leitlinien bleiben, mit deren Hilfe Organisationen ihre Service-Management-Prozesse definieren können.
Hinweis: Im YaSM Service-Management-Wiki [2] beschreiben wir schlanke, klar strukturierte Service-Management-Prozesse. Diese eignen sich gut für die einfacheren, flexibleren Betriebsmodelle, die mittlerweile von vielen Organisationen bevorzugt werden.
Die YaSM-Prozesse sind an ISO 20000 ausgerichtet, dem internationalen Standard für Service-Management, und für den Einsatz mit unterschiedlichen Frameworks und Methoden ausgelegt, wie z. B. ITIL®, SIAM®, VeriSM™, COBIT®, Agile und Lean.
Welche Änderungen gibt es bei ITIL 4-Zertifizierungen?
Mit ITIL 4 wird ein komplett neues, "verschlanktes" Zertifizierungs-Schema eingeführt.
Wie schon in ITL V3, stellt Foundation die Einstiegsebene bei den ITIL 4-Zertifizierungen dar. Hier werden die zentralen Elemente, Konzepte und Begriffe eingeführt. Der Start von ITIL 4 Foundation wird gegen Ende des ersten Quartals 2019 erwartet.
Nach bestandenem Foundation-Examen können ITIL-Anwender zwischen zwei unterschiedlichen "Streams" für fortgeschrittene ITIL 4-Zertifizierungen wählen:
- ITIL Managing Professional (für Anwender aus dem IT-Bereich)
- ITIL Strategic Leader (mit den Schwerpunkt-Themen Unternehmens-Strategie und digitale Services).
Diese fortgeschrittenen Zertifizierungen werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2019 verfügbar sein.
ITIL Master bildet die oberste Ebene im ITIL 4-Zertifzierungs-Schema. Für ITIL 4 Master gibt es keine festgelegten Kurse oder Prüfungen, sondern Kandidaten müssen "tiefgreifende praktische Erfahrungen mit ITIL" nachweisen.
Weitere Informationen zum neuen ITIL 4-Zertifizierungs-Schema sind auf der Website von AXELOS verfügbar: https://www.axelos.com/itil-update.
Bleiben meine Zertifizierungen gültig?
Alle ITIL V3-Zertifikate bleiben gültig, es ist jedoch abzusehen, dass ein gewisser Druck zum Erwerb der neuen Zertifikate entstehen wird. Dies gilt insbesondere für Berater, deren Kunden in der Regel aktuelle Qualifikationen voraussetzen.
Für Kandidaten, die zum neuen ITIL 4-Zertifizierungs-Schema wechseln möchten, hat AXELOS einen Migrationsplan entwickelt:
Migration: Wie kann ich zum neuen ITIL 4-Zertifizierungs-Schema wechseln?
- Inhaber eines ITIL V3-Foundation-Zertifikats
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- Es gibt beträchtliche Änderungen bei den Inhalten in ITIL 4 Foundation.
- AXELOS empfiehlt Kandidaten, die die ITIL V3-Foundation-Prüfung bestanden haben, das neue ITIL 4-Foundation-Examen abzulegen, um in das neue Zertifizierungs-Schema zu wechseln.
- Inhaber eines ITIL V3-Intermediate- oder -Practitioner-Zertifikats
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- Der beste Weg zur Migration auf das neue ITIL 4-Zertifizierungs-Schema ist abhängig von der Anzahl bereits erworbener Credits.
- Für Kandidaten besteht entweder die Möglichkeit, ihren Zertifizierungs-Pfad mit ITIL 4 Foundation von Grund auf neu zu starten, oder zunächst ITIL V3 Expert abzuschließen, um anschließend mit dem ITIL 4-Migrationsmodul (ITIL 4 Managing Professional Transition) in das ITIL 4-Zertifizierungs-Schema zu wechseln.
- Inhaber eines ITIL V3-Expert-Zertifikats
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- Kandidaten, die bereits ITIL V3-Expert erreicht haben, können mit dem ITIL 4-Migrationsmodul (ITIL 4 Managing Professional Transition) in das ITIL 4-Zertifizierungs-Schema zu wechseln.
Anmerkungen
[1] ITIL® ist eine eingetragene Marke von AXELOS Limited.
[2] YaSM® ist eine eingetragene Marke von IT Process Maps GbR.
Von: Stefan Kempter , IT Process Maps.
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